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Wissensaustausch

Gvzz Wryvgfpurx
stellt eine Frage · vor etwa 4 Jahren

Was versteht ihr unter ethischem Marketing und nachhaltiger Kommunikation?

Seit einiger Zeit frage ich mich: Ab wann sind Werbung, PR und Verkaufsförderung (zu) manipulativ? Wie weit dürfen Kampagnen Produkte und Dienstleistungen in ein gutes Licht rücken? Wann ist eine Marke authentisch und integer? Ich frage mich, wie weit dürfen Design, Sprache und Marketingmechanismen gehen, ohne verwerflich zu sein? Und wie viel Mündigkeit, wie viel Urteilsvermögen dürfen und können Unternehmen von ihren Kunden erwarten und ihnen zutrauen? Ich kenne die Bemühungen von "The Ethical Move", doch gehen mir diese Forderungen noch nicht weit genug. Sie hinterfragen und definieren für mich die Grenzen des Marketing noch nicht ausreichend. Und weiter: Wie gestalte ich dann Kommunikation auch noch nachhaltig? Indem grüne Server und recyceltes Papier verwendet werden? Oder geht die "Enkeltauglichkeit" bei der Unternehmenskommunikation weiter? Geht es nur um Kundenbindung und Vertrauen oder noch um mehr? Wer hat Lust mit mir zu diskutieren? Ich freue mich drauf!

Fnovar Uneanh · vor etwa 4 Jahren

Danke für das Dokument! Ich lade dir mal einen Facebook-Post aus einer internationalen Copywriting-Gruppe hoch, wo ich Mitglied bin. Einfach als Beispiel dafür, wie viel Arbeit noch vor uns liegt... alleine schon, damit Firmen nicht mehr solche Fragen stellen

Qvrgevpu Xbyx · vor etwa 4 Jahren

Hallo Sabine und Timm,

ich weiß, dass es Nachhaltigkeit in vielen Schattierungen gibt. Ein CSR-Bericht ist oft nur ein Tippelschritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Und die ist von unserem Konsumniveau aus viele Riesenschritte entfernt. Wenn ich Enkeltauglichkeit als Maßstab setze, reich eben auch Recyclingpapier und Ökostrom in der Agentur nicht aus.

Nehme ich Nachhaltigkeit ernst, bin ich mit Haut und Haar für sie verantwortlich, also mit dem kompletten Firmenbetrieb und auch meinem privaten Leben. So käme zu "So what?! und Prove it!" noch "Show it yourself" dazu. Schwierig, dass unser System etwa zwei Tonnen Kohlendioxid pro Person und Jahr für den Systemerhalt verbrät, die wir konsequenterweise auch irgendwie kompensieren müssen.

Also weiterhin wacker voran!

Gvzz Wryvgfpurx · vor etwa 4 Jahren

Hallo Dietrich,

bei der Annahme eines strikten/hohen Maßstabes wie der "Enkeltauglichkeit", reichen kleine, offensichtliche Maßnahmen sicherlich nicht aus. Da stimme ich dir voll zu. Doch wie weit hat in dem Zusammenhang das Marketing zu gehen? Was liegt in der Verantwortung der Disziplin? Und was kann sie überhaupt leisten? Ist z.B. eine provokante Kampagne von PETA zum Tierwohl in Ordnung? Weil sie ebenso aggressiv und potent ist, wie die der Fleisch- oder Modeindustrie? Wie manipulativ und radikal darf Kommunikation sein, wenn sie einem moralischen Zweck dient? Und wenn sie das nicht darf, wie kann sie ethisch korrekt dann trotzdem wirksam sein?

Das "Show it yourself", was du beschreibst wäre für mich deckungsgleich mit Sabines Aussage der Glaubwürdigkeit und Integrität. Aber reicht das, um aus dem/der Schneider:in zu sein?

Fnovar Uneanh · vor etwa 4 Jahren

Ich bin immer gut damit gefahren, Kund*innen voll und ganz ernst zu nehmen und ihnen Urteilsvermögen zuzutrauen. Und die wirklichen Größen unserer Branche haben das auch so proklamiert (ob sie es immer umgesetzt haben, ist eine andere Frage).

Um Werbe-Legende David Ogilvy zu zitieren: "The customer is not a moron. She is your wife:"

Oder John Chris Jones: "Design everything on the assumption that people are not heartless or stupid but marvelously capable, given the chance."

Ganz ehrlich, wenn man die Kundschaft nicht ernst nimmt und ihnen nichts zutraut, ist Ethik im Marketing meiner Meinung nach nicht möglich.

Im Alltag prüfen wir unsere Texte auf Glaubwürdigkeit und Integrität, indem wir darauf achten, spezifisch genug zu sein (daran kranken viele Marketing-Texte). Außerdem fragen wir immer die 2 Prüf-Fragen: So what?! und Prove it! Mit anderen Worten: Warum sagen wir das überhaupt, und können wir alles beweisen, was wir behaupten?

Das ist mit Sicherheit nicht alles, aber immerhin ein Anfang.

Übrigens — the ethical move ist der Beginn einer Bewegung und insofern bauen wir konstant an unseren "Pledges". Am Ende wollen wir daraus einen richtigen Standard formen, aber davon sind wir derzeit noch weit entfernt. Wenn du eine Idee für weitere Prüfsteine hast, melde dich gern bei uns!

Gvzz Wryvgfpurx · vor etwa 4 Jahren

Hallo Sabine,

das mit dem "ernst nehmen" und den Kunden:innen etwas zuzutrauen finde ich einen wichtigen Schritt. Auch auf Glaubwürdigkeit und Integrität zu setzen ist wichtig. Ich finde es jedoch merkwürdig, dass wir davon nicht grundsätzlich ausgehen können. Eigentlich sollten alle Hochschulabgänger:innen - die was mit Marketing und Kommunikation studiert haben - mit nichts anderem aus dem Studium gehen. Wie kann es sein, dass wir darauf hinweisen müssen? Dass es in der Praxis genug schwarze Schafe gibt, das leuchtet mir ein. Aber wie schnell kann das vergessen werden, was eigentlich Inhalt jeder Lehrveranstaltung sein sollte? Das trifft für mich genauso auf deine beiden Prüffragen zu.

Was ich persönlich ergänzen wollen würde zu den Pledges: Die einzelnen Punkte scheinen isoliert und in summe schlüssig und zielführend zu sein. Aber wie und woher leiten sie sich ab? Was legitimiert sie im Gegensatz zu den Praktiken, die sie kritisieren. Können wir dem, was Marketing und Kommunikation zu Grunde liegt, eben noch tiefer auf den Grund gehen? Was für nachhaltige/ethische Elemente, Kriterien, Grundannahmen machen die Disziplin im Kern aus? Mir persönlich wäre es wichtig nicht nur die potentesten Maßnahmen der manipulativen Industrie zu entlarven, sondern die Strukturen dahinter zu verstehen und mit den essentiellen moralischen Grundsäulen unserer Gesellschaft zu konfrontieren. Denn sonst entwickelt man immer wieder neue Gegenmaßnahmen, ohne das "Dahinter" zu verstehen und zu entmystifizieren. Geht ihr diese Sache an?

Die Frage von Timm beantworten...

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