Was ist eigentlich "künstlerisches Denken"?
Viele Menschen denken bei künstlerischem Denken oder Art Thinking sofort an Künstler:innen bzw. Kunstschaffende - dabei ist dies ein Denken, was mit der Künstlerprofession erst einmal nichts zu tun haben muss.
Anders formuliert: du kannst künstlerisch denken, ohne ein Künstler zu sein. Es ist sogar ratsam, denn es ist eine Denkweise, welche dir helfen kann die verschiedensten Probleme zu lösen und resilienter mit Niederlagen umzugehen. Ich denke wir sind uns einig, dass unsere Gesellschaft diesbezüglich einen Paradigmenwechsel gut vertragen kann. Denn mit der linearen Denkweise kommen wir schon länger an unsere Grenzen.
Mit einer spielerischen, kreativen Denkweise ergeben sich neue Möglichkeiten und es kommt frischer Wind in verstaubte Strukturen. Das Schöne: jeder kann lernen künstlerischer zu denken.
Mehr dazu: https://www.maria-chiariello.de/was-ist-kuenstlerisches-denken/
Wer künstlerisch denkt, zeigt eine Haltung, Denkweise und Fähigkeiten an komplexe Sachverhalte iterativ, fast spielerisch heranzugehen. Im Kontrast dazu...
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Dazu fällt mir spontan das Zitat von Joseph Beuys ein:
"Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt. Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler. Ich sage nicht, dass dies bei der Malerei eher zur Kunst führt, als beim Maschinenbau." Joseph Heinrich Beuys
Danke für den Impuls, Maria!
Ich wünsche Dir viel Erfolg.
// Quelle: CC-BY-ND 4.0 international . Franziska Köppe | zitatinte
Mit den Zitaten von Herrn Beuys kann ich mich tatsächlich sehr gut identifizieren. Vielen Dank, Franziska!
Künstlerisch denken ist leicht gesagt, von Künstlern, die diese Arte des Denkens kennen. Ich weiss aber aus eigener Historie als Naturwissenschaftler, dass ich mir unter Kreativität damals etwas ganz anderes vorgestellt hatte, als jetzt, nach meiner "Konvertierung" ins Musikfach vor 25 Jahren. Damals durfte ich beim Denken nie die Kontrolle verlieren, musste alles greif- und formulierbar kreieren. Bei mir haben die Obertöne eine gewaltige Veränderung bewirkt.
Seit ich mich mit Obertongesang beschäftige, hat sich mein Fühlen und Denken völlig verändert. "Nichtgreifbares" oder mit Worten nicht Beschreibbares (ausser Poesie) war mit früher eher unheimlich und ist jetzt die Basis meiner Kreativität und meiner Empathie beim Unterrichten, Gefühle und Emotionen die eigentliche Botschaft des Stimmklangs.
Inzwischen zeigen neurowissenschaftliche Untersuchung meines Gehirns an der Uni Heidelberg, dass tatsächlich das Obertonhören Auslöser einer ausserordentlichen Aktivierung des rechten Gehörkortex ist, der sogar das Sprachzentrum umgeht, mich Sprache zuerst empathisch und dann erst syntaktisch verarbeiten lässt.
Da sehe ich für Künstler in näherer Zukunft große Chancen, Führungskräften in der Industrie, von Verkauf bis Innovation, "echtes" künstlerisches Denken näher zu bringen. Denn das wird eine der wichtigen Fähigkeiten werden, die vorläufig nicht von KI verdrängt wird.
Danke Wolfgang, für deinen Kommentar. Super interessante Ergänzung in Bezug auf die neurowissenschaftlichen Zusammenhänge.
Die Chancen für Künstler:innen sehe ich ebenso!
Danke für deine Antwort. Neurowissenschaftlich würde ich das so nicht zwingend unterschreiben, verstehe aber, was du meinst. Ich finde es wichtig, dass du sagst, das das eine (!) Strategie sein kann, um mit der herausfordernden Komplexität des Status Quo umzugehen und Lösungen zu finden. Aber man kann auch mit "linearem" Denken, sprich kritischem Denken, Reflexion und Wissen zu Lösungen kommen. Die Verherrlichung von "Kreativen" nervt mich dabei langsam, kenne ich aus der Design Thinking Bubble. Die meisten Kreativen arbeiten in kommerziellen Systemen und bedienen den Markt. Unterstreichen würde ich deine Aussage hinsichtlich Kunst. Aber nicht pauschal "Kreative".
Stimmt. Eine liebe Bekannte aus der Systemtheorie sagt gerne: “Alles was ideologisiert werden kann, wird irgendwann ideologisiert werden.” - Darin steckt viel Wahres.
Es liegt mir fremd das zu tun. Generell sehe ich es extrem kritisch wenn Menschen versuchen ein Konzept auf alles anzuwenden und für allgemeingültig zu erklären. Das ist meist der Anfang vom Ende (des Konzepts). Design Thinking ist toll, aber viele wenden es falsch an und/oder verherrlichen es. Das ist natürlich in der Tat nervig - und undienlich.
Viele Grüße
Nachtrag: Was stört dich an der Aussage bzgl. der “Kreativen” (gemeint Kreativschaffende) ? Ich finde eine Abgrenzung von Künstlern vs. Kreativen schwierig. Es gibt Kreativschaffende, die noch nie in ihrem Leben Kunst produziert haben, trotzdem denken sie wie Künstler.
Man muss nicht künstlerisch aktiv sein (Kunst kreieren), um lateral/ divergent zu denken. Oder willst du auf etwas ganz anderes hinaus?
Hey, mich stört die Schwammigkeit des Begriffs. Grundsätzlich sind Menschen per se kreativ (zumindest als Kinder) und im Grunde nennt sich jeder Grafiker "Kreativschaffender" - was er aber nicht ist. Ich sehe zwischen Kunst und Kreativität einen himmelweiten Unterschied. Was sind also "Kreative"?
Ok, jetzt bekomme ich langsam ein Bild davon was dich stört. :) Ich muss auch immer ein bisschen über die "Kreativwirtschaft" aka. Werbeindustrie lachen.
"Kreative" sind für mich Menschen, die kreativ denken, aber keine Kunst machen. Wie würdest du die sonst bezeichnen, als "Kreativdenkende"?
Der Begriff ist leider eher ein Sammelsurium. Vom Künstler bis zum Werbetexter - für die Gesellschaft sind das alles "Kreative". Darunter können sie sich etwas vorstellen. So ist das leider.
Damit trifft du genau das Problem. Aber ein Werbetexter ist ein Dienstleister, vielleicht ihn einem kreativen Beruf. Aber das ist ein Maler für Innenraumwände auch. Ich mach da einen harten Cut aus Erfahrung von 15 Jahren in Werbeagenturen. Das ist lineares Denken auf Basis eines Briefings mit der Anwendung kreativer Tools. Aber kein kreatives Schaffen.
Wie genau definierst du denn "lineares Denken". Als Buzzword ist das sicher schnell verwendet und bewertet, aber was ist hier das Fundament? Oder geht es eher um Kreativität? Sind aber neurologisch und soziologisch ziemlich unterschiedliche Sachen.
Wenn ich von linearem Denken spreche, dann meine ich das Gegenteil von lateralem/ divergenten Denken. Die meisten Menschen denken linear - das liegt an den Sozialarchitekturen in/mit denen wir aufwachsen. Schule und Karriere verlangen meist genau dieses Denken: ein Ziel wird auf direktem Weg angesteuert, bis es erreicht ist. Von A nach B. Von Ursache zu Wirkung.
Kreative (aber nicht nur) weichen oftmals von diesem Muster ab, sie gehen u.a. spielerischer und ergebnisoffener an die Zielsetzung heran.
Mit steigender Komplexität unserer Lebensumstände (z.B. zunehmenden Krisen) reicht lineares Denken als "Problemlöser" nicht aus. Komplexität erfordert andere Strategien und Denkweisen. Künstlerisches Denken kann eine sein. Kreativität würde ich als das Ergebnis lateralen Denkens betrachten: Ideen, welche konstruktiv umgesetzt werden bzw. aus welchen eine kreative Lösung hervorgeht.